Zur Geschichte der Freimaurerei
Die „organisierte“ Freimaurerei trat vor fast 300 Jahren in die Welt, als sich am 24. Juni 1717 in London vier alte Bauhütten,
die ihren Ursprung in den mittelalterlichen Bauhütten der Dombaumeister hatten, zu eine Großloge, der ersten dieser Art, zusammenschlossen, um künftig dem geistigen Fortschritt der Menschheit zu dienen. Man bezeichnet dies heute als den Wandel von der „operativen“ – d.h. Werkmaurerei – zu „spekulativen“ Maurerei. Darunter wird verstanden, dass von nun an nicht mehr der Bau von Domen und Kathedralen, sondern der Mensch selber und sein Wirken zum Wohle der Menschheit als Ganzes im Mittelpunkt maurerischen Strebens stehen sollte. Dies geschieht seitdem in den freimaurerischen „Arbeiten“ der Logen, in denen die Brüderlichkeit in rituellen Formen, die der Symbolik des Bauhandwerks entnommen sind, in der Abgeschiedenheit der freimaurerischen Tempel geübt wird.
Obwohl die Ursprünge der Logen bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen, haben die organisierten Logen ihren Ursprung bei den alten Bauhütten der englischen Werkmaurer, deren Bräuche sie weitgehend übernommen und bis auf den heutigen Tag bewährt haben. Der ersten gemeinsamen Basis von 1717 folgte die Ausarbeitung einer gemeinsamen Konstitution, in der zum ersten Mal die alle Freimaurer verpflichtenden Grundsätze und Richtlinien – die „Alten Pflichten“ – für ihre künftige Arbeit festgelegt wurden. Dieses Gesetzbuch – wir können es i unserer Sprach als „Verfassung“ bezeichnen – erschien 1723 und ist seitdem für die Freimaurerei in aller Welt zur Richtschnur geworden.
Von England aus griff die Freimaurerei auf den Kontinent über und verbreitete sich bald über die ganze Welt. Ihre Grundsätze: Geistesfreiheit, Toleranz, Humanität entstammen dem Geist der aufkommenden Aufklärung, der die Verbreitung begünstigte. Freimaurer wirkten mit an der Befreiung des menschlichen Geistes von Vorurteilen nationaler und konfessioneller Art, an Aufklärung, Kultur und Fortschritt. So waren viele Väter der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika Freimaurer. Ähnliches gilt auch für den Völkerbund zwischen den Weltkriegen sowie die Vereinten Nationen. Amerikanische Präsidenten von Washington bis in unsere Zeit gehörten und gehören dem Freimaurerbund an aber auch viele andere Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kunst in anderen Ländern sind ihre Mitglieder gewesen: Lessing, Herder, Wieland, Goethe, Mozart, Voltaire, Liszt, Churchill, Stresemann, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky, Lovis Corinth, Jan Sibelius, Thomas Dehler, Karl-Heinz Böhm u.v.a.m.
Der erste Nachweis freimaurerischer Arbeit in Deutschland ist die Gründung der „Société des Acceptés Macons Libres de la Ville d’Hambourg“ am 6.Dezember 1737. Diese Loge nahm später den Namen „Absalom“ an und arbeitet noch heute unter der Nummer 1 in der Matrikel der deutschen Großlogen.
Die Verbreitung der Freimaurerei in Deutschland wurde wesentlich gefördert durch das Verdienst eines Mannes, der als erstes Mitglied eine regierenden Hauses einer englischen Loge beitrat, des Grafen Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe. Er war unmittelbar an der Aufnahme des ihm befreundeten Franz von Lothringen, des späteren Gemahls der Kaiserin Maria Theresia, beteiligt. Ebenso übernahm er für den jungen Kronprinzen Friedrich, den späteren König Friedrich II. die maurerische Bürgschaft bei dessen Aufnahme am 14./15. August 1738 in Braunschweig. Nachdem sich König Friedrich II. im Jahr 1740, gleich nach der Thronbesteigung, offen zur Freimaurerei bekannt und viele Mitglieder des hohen Adels aufgenommen hatte, wuchs die Zahl der Logen stetig.
Vor 1933 lassen sich in den alten Reichsgrenzen 433 Logen nachweisen. Nach der Machtübernahme durch Hitler mussten sich die Logen bis 1935 auflösen. Einige Freimaurer wurden verfolgt – Journalisten wie Ossietzky und Tucholsky, Männer des Widerstandes wie Leuschner – viele erlitten Nachteile.
Gleich nach 1945 sammelten sich die noch lebenden Mitglieder der alten Logen zu neuer Arbeit; vor allem durch die Teilung Deutschlands war ihr Bestand bis auf ca. 10.000 reduziert worden. Heute gibt es in Deutschland unter den „Vereinigten Großlogen von Deutschland“ (VGLvD) wieder ca. 370 Logen, mit etwa 15.000 Mitgliedern.
Ihre Arbeitsweise hat sich nicht geändert, auch ihre Grundsätze sind die gleichen geblieben. Entgegen der früheren Abgeschlossenheit stellen sich Freimaurer aber heute in Pressekonferenzen, Podiumsgesprächen, Rundfunk – und Fernsehsendungen der Öffentlichkeit zur Diskussion.